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X-Alps Safari 2021 • 19. bis 24. Juli

23.07. Schmittenhöhe - Ramsau





Freitag, 23.07.2021 - Von der Schmitten über alle Berge ...

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Bildschirmfoto: Darstellung der Tracks in „Google Earth“ (KML-Dateien siehe unten)

Von Uttendorf ist es nicht weit bis Zell am See. Aber auf der Bundesstraße und in der Stadt herrscht dichter Verkehr. Gegen halb zwölf sind wir auf der Schmittenhöhe angekommen. Eine wunderschöne Aussicht. Eine der schönsten der Alpen. Hier endeten die Red Bull X-Alps 2021. Hier beginnt unser Heimflug-Abenteuer. So weit die Flügel tragen, wollen wir Schladming entgegenfliegen.

Ein paar Piloten warten am Nordweststartplatz. Die Thermik zieht noch nicht durch. Wir beschließen abzuwarten, bis einer von ihnen hinausgehen und Höhe machen wird. Ich nutze die Zeit für ein paar Aufziehübungen. Der Start, den ich gestern auf dem Müllachgeier hingelegt hatte, war holprig gewesen. Wie alles an dem Tag - bis auf das Spaghetti-Eis in Mittersill. Beim Start hatte ich auch eine Bremsleine in der Nähe des Segels durchgerissen. Ich flicke sie. Eli wird mir später sagen, dass der Knopf in der ersten Thermik gleich wieder aufgegangen sei.

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Wie kommen wir übern See? Wir diskutieren unsere Optionen. In jedem Fall müssen wir so hoch abfliegen, dass wir beim Überflug immer mindestens 1500 Höhenmeter unterm Gurtzeug haben; sonst handeln wir uns eine unschöne Verletzung des Luftraums ein, der zum Segelflugplatz gehört.

Ich schlage vor, über die Hügel hinweg einen Bogen nach Norden zu schlagen. Eli stimmt zunächst zu, orientiert sich jedoch neu, als sie sieht, wie die ersten Piloten nach dem Start nach Süden fliegen und dort Thermik finden. Eine Startplatzüberhöhung bekommt aber keiner zustande.

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Um viertel vor Eins starten wir. Wir tasten uns nach Süden vor und machen ein paar Höhenmeter. Dann entschließt sich Eli, meinem Vorschlag doch zu folgen und zurückzufliegen. Tatsächlich können wir direkt über dem Startplatz etwas Höhe gewinnen. Am nächsten Mupf kurbelt Eli nach oben weg, ich brauche noch zwei weitere Anläufe, um am letzten Hügel zu ihr aufzuschließen. Es gelingt uns dort, auf der Luvseite der Wolke so weit aufzusoaren, dass wir mit 100 m über der Basis zum Sprung über den See ansetzen können.

Wir erreichen auf seiner anderen Seite den Hahneckkogel in komfortabler Weise und fliegen von dort in nordöstlicher Richtung zunächst zum Hundsstein. Von diesem führt eine Wolkenstraße in südöstlicher Richtung zurück zum Pinzgau. Über Taxenbach hinweg queren wir direkt zur Doppelspitze von Katzenkopf und Grubereck, die zwischen dem Rauris-Tal und dem Gasteiner Tal vor dem alles überragenden Bernkogel stehen. Das Gelände hält, was Eli versprochen hat. Es scheint eine zuverlässige Thermikquelle zu sein.

Auf der anderen Seite des Gasteiner Tals nutzen wir den Schuhflicker, um aufzudrehen. Von dort segeln wir „raumschots“ über über die Täler von Gastein, Großarl und Kleinarl hinweg bis zum gewaltigen Felsklotz, der von Ennskraxn und Kraxnkogel gebildet wird. Dieser bildet die Kuppe eines vier Kilometer langen Fingers, den der Tauernkamm nach Norden streckt.

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Eli hat viel Vertrauen in seine thermische Kraft, fliegt auf die Felswand zu und biegt vor ihr mit der Absicht nach Süden ab, an ihr aufzusoaren. Ich verfolge ihr Manöver mit Skepsis. Und richtig: Wo's sonst geht, geht's heute nicht. An der Felswand schiebt der Nordwind die Thermik vorbei zum Alpenhauptkamm.

Ich muss eine eigene Lösung finden und suche diese auf dem Grat, der von Norden auf den Ennskraxn hinaufführt. Glück gehabt. Der Grat funktioniert. Eli kommt herüber, muss viel tiefer einsteigen, kurbelt aber mit traumhafter Sicherheit zu mir herauf.

Mit einem Polster von über 3000 msl machen wir uns auf den Weg zum Arche Gipfel in Richtung Zauchensee. Auf dem Weg dorthin merke ich, dass es ohne Auftanken nicht ausgehen wird. Also mache ich ein paar Bastelrunden über dem Benzegg. Plötzlich geht es nach einem Knall - mein Schirm im Helikoptermodus - in einem 5-Meter-Bart nach oben. Einmal tief durchatmen. Alles okay. Der Schirm fliegt noch.

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Mit der gewonnenen Höhe geht es über die Tauernautobahn hinweg am Arche Gipfel vorbei weiter zur Doppelspitze von Hinter- und Lackenkogel, von dem das Gelände in Terrassen zu den Skiwiesen von Altenmarkt und Radstadt abfällt.

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Vom Hinterkogel fliege ich über Untertauern hinweg zur Fageralm und dann weiter zur Reiteralm. Die Reiteralm ist mir gut bekanntes Terrain. „Wenn ich jetzt absaufe“, sage ich mir, „gehe ich im Pichl (Ennstal) landen.“ Aber es blubbert. Ich suche ein bisschen und finde noch einmal warme Luft.

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Wo ist Eli? Über Funk höre ich so etwas wie „unterhalb“ und „Reiteralm“. Ich gucke mir die Augen aus. Sie war am Hinterkogel so sehr tief unterwegs gewesen. Ich kann sie aber unter mir nicht finden. Vor und hinter mir ist sie auch nicht. Ich frage noch einmal nach. Jetzt kommt die Antwort klar und deutlich: „Flieg' direkt über dir.“ Da kann ich sie natürlich nicht sehen.

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Es stellt sich später heraus, dass sie sich an der Fageralm souverän ausgegraben hat und nun mit mir über das Ennstal und den Kulm hinweg in die Ramsau schwebt. Das ist mehr als praktisch. Dort ist ihre Flugschule, an der sie unterrichtet, und das Hotel, in dem Krimhild und ich ein Zimmer gebucht haben.

Armin hat unseren Flug im Livetracking verfolgt und begrüßt uns mit Frau und Tochter auf der Landewiese mit einem kühlen Landebier. Welch ein Super-Tag! Die unbestrittene Krönung unserer Safari!

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Simulation der Tracks in „AYVRI“ (IGC-Dateien siehe unten)
Der auf dem Foto residierende Link zu AYVRI wurde entfernt, weil die Website am Ende des Jahres 2022 den Dienst einstellte.

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