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X-Alps Safari 2021 • 19. bis 24. Juli

21.07. Speikboden - Zemmtal/Zillertal





Mittwoch, 21.07.2021 - Weit ist der Weg ins Zillertal

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Bildschirmfoto: Darstellung der Tracks in „Google Earth“ (KML-Dateien siehe unten)

Den Toblacherhof verlassen wir nach ausgiebigem Frühstück gegen 09:00 Uhr. Nach Sand in Taufers ist es eine Stunde Autofahrt. Dort bringt uns eine Seilbahn und ein Sessellift auf den Speikboden.

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Der lange Weg durchs Pustertal
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Der kurze Weg übers Ahrntal

Wir diskutieren in der Gondel noch einmal die alternativen Routen nach Mayrhofen. Die kürzere, die Eli auch für Aaron Durogati bei den Red Bull X-Alps geplant hatte, überwindet den Hauptkamm in der Nähe von Steinhaus (Ahrntal). Die längere führt östlich von Sterzing um die Wilde Kreuzspitze herum hinter dem Hochfeiler ins Zemmtal. Kaum beflogen. Ich frage Eli, welche ihr lieber wäre. Ihre spontane Antwort: „Die längere!“ Und nach kurzer Pause: „Mehr Abenteuer.“

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Mir gefällt Elis Entscheidung. Trotzdem werfe noch einmal einen Blick auf die Bergkette nördlich des Ahrntals und sage leise zu mir selbst: „Beim nächsten Mal bist du dran!“

Als wir den Sessellift verlassen, sehen wir drei Schirme am Starthang liegen. Ehe wir uns versehen, fliegen sie schon. Für den Tag ist sehr gute Thermik angesagt. XC-Punkte-Sammler hat offenbar das Jagdfieber gepackt ...

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Kurz darauf sind auch Eli und ich in der Luft. Mit einer Abflughöhe von 3200 msl springen wir nach Süden ins Pustertal. Dort macht der Nordwestwind den Weg nach Westen schwierig. In sportlicher Thermik drehen wir zwar immer hoch auf (bis auf 3700 msl), sacken aber stets beim Vorfliegen tief durch.

Vom Windeck am Eingang zum Ahrntal fliegen wir über Zwölferspitz und Mutenock zum 2872 m hohen Graunock, von dort zum Eidechsspitz, im Sprung über das Weitental zum Gitsch und vom Gaisjoch im Sprung über das Valser Tal auf den Dreihornspitz, der den Wendepunkt bildet, an dem die Flugroute nach Norden mit Zielrichtung Zillertal abbiegt.

Über mehrere Dreitausender hinweg geht es bis zum Weißkar-Gletscher am Hochfeiler. Mit einer Abflughöhe von 3200 msl wage ich den Sprung vom Weisspitz über die Wasserscheide.

Steifer Gegenwind macht aus dem Flug eine Fahrstuhlfahrt nach unten. Mit nur wenigen Metern unter dem Gurtzeug kratze ich über den Kammgrat und gleite an der Westwand der Rotbachspitze mit kontinuierlich 3 m/s abwärts.

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Die Erkenntnis dämmert. Bei überregionalen Windverhältnissen, die keine so deutliche Nordkomponente enthalten, wie sie heute vorliegt, wäre es vielleicht weiter gegangen, so aber ist die von uns gewählte Süd-Nord-Passage einfach nur eine „irre Düse“. Mit gemischten Gefühlen lande ich auf einer Wiese kurz vor dem „Schlegeis“-Speichersee.

Eli landet wenige Minuten später. Sie hatte sich zwar an der Rotbachspitze eine Ausgangsposition erkämpft, mit der sie vielleicht den Sprung über den Stausee geschafft hätte, aber der folgende Talabschnitt ist eng, hat wenig Landemöglichkeiten und dafür viele Hochspannungsdrähte ...

Auch wenn wir etwas knapp gesprungen sind, freuen wir uns riesig über die Bezwingung des Alpenhauptkamms. Es ist übrigens auch für Eli Premiere! Wir feiern den Erfolg mit Radler, Speck- und Käsebrot im Ausflugslokal am Stauseeparkplatz, während Krimhild unser Begleitfahrzeug über den Brennerpass kutschiert. Wir sind sehr dankbar für ihre selbstlose Unterstützung.

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Gut eine Stunde später versuchen wir erneut, Krimhild telefonisch zu erreichen. Fehlanzeige. Nach weiteren fünf Fehlversuchen geben wir auf. Es ist zum Auswachsen. Vermutlich schafft ihr Telefon es wieder nicht, nach der Überquerung der Landesgrenze zwischen Italien und Österreich das Netz zu wechseln. Nach kurzer Beratung machen wir uns zu Fuß auf den Weg, um in einen Talbereich zu gelangen, an dem wir Kontakt zum 4G-Netz bekommen können. Schließlich muss noch ein Nachtquartier gebucht werden!

Was wir gerade machen, ist zwar nicht „Hike & Fly“, sondern „Fly & Hike“, aber trotzdem äußerst spannend. Auf der Straße marschierend, haben wir den Stausee bereits mehrere Kilometer hinter uns gelassen, als unsere Mobiltelefone endlich ein 4G-Netz anzeigen. In wenigen Minuten sind Zimmer im „Rauchenwaldhof“ in Mayrhofen gebucht. So weit, so gut. Aber wir müssen noch dort hinkommen! Also schultern wir wieder unser Fluggepäck und marschieren rüstig weiter.

Irgendwann meldet sich Armin aus Schladming, weil Krimhild ihn von einem Café aus mit dem Telefon einer Kellnerin angerufen hat. Er teilt uns mit, dass er ihr genau beschrieben habe, wo sie uns auflesen kann. Wir sollten uns keine Sorgen machen. Tatsächlich ist Krimhild nach einer weiteren halben Stunde mit dem Auto da. Hurra!

Wir bringen unser Gepäck im Fahrzeug unter und fahren los. Nach kurzer Strecke stehen wir vor einer Ampel, die „rot“ anzeigt. Daneben ein Display mit der Zahl 15. 15 Sekunden bis Grün? Nein, es sind 15 Minuten. Wir befinden uns auf einer einspurigen Mautstrecke mit mehreren engen Tunnelpassagen!

Krimhild hatte zwar auf dem Weg herauf eine rot leuchtende Ampel gesehen, war aber durchgefahren, weil ihr in Mayrhofen gesagt worden war, dass die Mautstelle abends nicht mehr besetzt sei. Ergebnis: Sie musste auf engem Pfad ein langes Stück zurücksetzen, um einem entgegenkommenden Pulk von Autos ausweichen. Glücklicherweise ereignete sich das Aufeinandertreffen nicht in einem der finsteren Tunnel.

Nach dem Einchecken im Gasthof beschließen wir den großartigen Tag bei einer knusprigen Pizza im Restaurant des Hotels „Mount Everest“. Ein Plan für morgen ist bereits gefasst.

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Simulation der Tracks in „AYVRI“ (IGC-Dateien siehe unten)
Der auf dem Foto residierende Link zu AYVRI wurde entfernt, weil die Website am Ende des Jahres 2022 den Dienst einstellte.

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