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X-Alps Safari 2021 • 19. bis 24. Juli

22.07. Müllachgeier - Bramberg





Donnerstag, 22.07.2021 - Erst Kopfsteinpflaster, dann Autobahn ...

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Bildschirmfoto: Darstellung der Tracks in „Google Earth“ (KML-Dateien siehe unten)

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Um 10:00 Uhr starten wir im Rauchwalderhof in das neue Abenteuer. Unser Zielort ist heute Zell am See!

Eli meint, der Sprung über das Zillertal, den wir als erstes tun müssten, sei der schwierigste. Der überregionale Wind aus einer Richtung von rund 300° würde uns zwar unterstützen, aber der Weg zum Anschluss auf der östlichen Talseite sei sehr weit. Mit einer Seilbahn ist aus der Ortsmitte von Mayrhofen der Penken zu erreichen; dieser habe aber eine für unsere Zwecke ungünstig Lage. Streckenflieger, insbesondere die, die das Zillertal nach Osten überqueren wollen, starteten in der Regel vom Melchboden, der rund 2000 Meter hoch unter dem Arbiskopf gelegen ist.

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Also fahren wir mit dem Auto hinauf. Die letzten 500 Höhenmeter sind auf einer einspurigen Mautstrecke zu überwinden. Unserer Fahrerin steckt noch die Fahrt zum Stausee in den Knochen; sie ist von der Aussicht auf eine knifflige Rückfahrt alles andere als begeistert.

Oben angekommen, genießen wir für einen Moment die schöne Aussicht, die über das gewaltige Zillertal hinüber bis zum Gerlospass reicht, fahren dann aber gemeinsam mit dem Auto wieder hinunter. Während der Fahrt recherchiert Eli intensiv Startplätze, von denen wir bei der vorherrschenden Windrichtung in Richtung des Pinzgaus starten können.

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Die erste erreichbare Seilbahn jenseits des Zillertals befindet sich in Gerlos. Die Isskogelbahn führt jedoch in ein Gelände, das sich heute im Lee des Kreuzjochs befindet. Auf dem Seilbahnparkplatz entscheiden wir uns deshalb für die Königsleitenspitze, die einen viel versprechenden Westhang bietet. Also fahren wir mit dem Auto nach Königsleiten hinauf und von dort mit der Königsleitener Dorfbahn auf den Berg.

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Die Seilbahn endet rund 80 Höhenmeter unterhalb des Gipfels bei einem Bergrestaurant. In Erwartung des Westwindes stapfen wir den Berg hinauf. Oben angekommen haben wir Südostwind! Wahrscheinlich weht der Wind nur tückisch ums Eck, um uns zu einem Oststart zu verführen und dann, wieder von Westen kommend, „gehörig auf's Dach zu klopfen“.

Ich erinnere mich an einen Strömungsabriss, den ich anno 1996 kurz nach dem Start in einer Höhe von gut drei Metern bei einem meiner ersten tollkühnen Streckenflüge in der Sierra Nevada erlebte. Damals schralte der Wind auch so tückisch ums Eck, dass ich in meiner Unerfahrenheit zur falschen Seite hinaus startete ...

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Wir entschließen uns wieder zur Bergstation der Seilbahn hinunter- und von dort auf den in der Mitte des Gebirgskessels gelegenen „Mupf“, den so genannten Müllachgeier zu steigen. Auch hier spielt der Wind mit uns Katz und Maus. Oben angekommen stellen wir zu unserer Überraschung fest, dass der Wind dort nicht aus südöstlichen, sondern aus nördlichen Richtungen kommt.

Ok. Wir legen die Schirme nach Norden aus. Als wir fertig sind, kommt der Wind von Westen. Also raffen wir die Schirme wieder zusammen und klettern zurück über den Zaun, der über die Bergkuppe verläuft, auf die Westseite der Erhebung.

Endlich sind wir in der Luft, erkämpfen uns rund 100 Meter Startplatzüberhöhung und lassen uns über das weite Tal hinüber zur Westflanke des Ronachgeiers spülen. Dort ist Geduld beim Aufsoaren nötig. Die Luft schiebt kräftig nach Süden quer über den Hang hinweg. Mit Eli kann ich nur schwer mithalten. Sie schafft es fast hinauf zum Gipfel des Baumgartgeiers und setzt dann zum Sprung auf den im Osten folgenden Laubkogel an. Ich fliege im Bewusstsein der Windsituation zwar etwas tiefer ab, halte aber nach Südosten vor, um das Lee des Ronachgeiers zu vermeiden. Das gelingt leider nicht ganz. Es wird turbulent. O-oh! Ich kassiere zwei fette Klapper. Eli meinte später, es hätten nur noch zwei Zellen gestanden. Mega-Klapper! Kaum habe ich den Schirm stabilisiert, tritt mich ein Pferd namens „Thermal“ von unten so gewaltig, dass mir Hören und Sehen vergeht. Ich bemühe mich, die Ablösung zu zentrieren, bin aber gleich wieder unten durch. Ich schüttle mich einmal im Gurtzeug, lasse den Schreck ablaufen und nehme wieder den Kurs von Eli zur nächsten Bergrippe auf.

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Während wir uns im Nordwestwind durchrütteln lassen, fährt Krimhild das Auto von Königsleiten wieder zur Bundesstraße hinunter. Ihre Fotos werfen einen Blick in das schöne Pinzgau und quer hinüber auf den Alpenhauptkamm. Sind dort dunkle Wolken?

Oben in der Luft arbeite ich mich zum Gemkogel empor, Eli kommt vom Laubkogel hinzu. Gemeinsam geht es über das nächste Tal hinweg zum Trattenbacheck. Aber irgendwie fühle ich mich unwohl. Ich bin in der Thermik unkonzentriert geflogen, habe immer wieder die schlechtere Linie gewählt.

Mitten über dem Tal registriere ich zudem, wie stark der Hauptkamm die Luft ansaugt. Ich sage mir, die viele Luft, die von Norden hereinfließt, muss an den Tauern nach oben. Kurz entschlossen, biege ich nach Süden ab und fliege direkt hinüber zum Prallhang, den die Nordseite des Rabenkopfes dem Wind entgegenstellt.

Die Rechnung geht auf. Sobald ich die Talmitte des Pinzgaus überquert habe, steigt mein Flügel ganz ruhig mit 3 m/s. Eli kommt hinzu. Wie ich hat sie sich beim Überflug die Wolkenbildung am Alpenhauptkamm genau angeschaut und dann eine Wetter-App auf ihrem Handy konsultiert. Auf der Alpensüdseite tobe ein Gewitter, und das Zillertal sei auch schon in dessen Besitz, funkt sie mir zu.

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Noch ist das Unwetter nicht im Pinzgau. Vor mir im Osten scheint die Sonne, nur hinter mir im Westen wird es immer dunkler. Eli und ich fliegen ohne Höhenverlust nach Osten. Ich habe den Eindruck, das Spielchen könnte bis Zell am See ausgehen. Aber Elis Sorgen wachsen. Also entschließen wir uns, bei Bramberg zu landen. Wir stehen kaum auf dem Boden, schon ist unsere Fahrerin auch da.

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Wir packen ein und fahren nach Mittersill. Eli kennt dort ein Lokal mit einem schönen Biergarten. Als Lohn der Anstrengungen gibt es für jeden einen großen Eisbecher. Zeit und Muße, eine Unterkunft zu suchen. Wir finden Quartier in einer Pension in Uttenberg.

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Simulation der Tracks in „AYVRI“ (IGC-Dateien siehe unten)
Der auf dem Foto residierende Link zu AYVRI wurde entfernt, weil die Website am Ende des Jahres 2022 den Dienst einstellte.

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Im Nachhinein wird sich herausstellen, dass dieser Tag unser schwächster war. Nicht wirklich schlecht, aber man hätte vermutlich deutlich mehr aus ihm machen können.