
Die Front hat bereits die Alpen erreicht. Im nördlichen Alpenraum ist an ein Fliegen nicht zu denken. Nur ein Ausflug auf die Südseite eröffnet eine Chance auf ein kleines Flugzeitfenster. Wegen der Anreise über die Tauernautobahn kommen als Startplätze die Gerlitzen, das Goldeck und die Emberger Alm in Frage. Wenn eine kleine Strecke herausspringen soll, ist letztere die beste Wahl.
Um kurz nach neun Uhr erreichen wir den Parkplatz des Greifenburger Campingplatzes. Unsere ersten beiden Safaris in den Jahren 2021 und 2023 starteten wir genau hier.
Der Fliegerbus ist auch heute am Sonntag in Betrieb. Ein Schild an der Haltestelle weist als Abfahrtszeit 10 Uhr aus. Genug Zeit für einen Kaffee!
Das Restaurant hatte bis 9 Uhr Frühstück angeboten, ist aber seit ein paar Minuten wieder geschlossen. Die Wirtinnen haben sich selbst gerade auf der Veranda zu einem Päuschen niedergelassen. Eli überredet sie mit charmanter Ansprache, für uns aus den Frühstücksresten zwei Tassen Filterkaffee abzuzweigen.
Am Hauptstartplatz angekommen, lösen wir unsere Starttickets und wandern zum Ost-Startplatz hinauf. Überregional strömt heute die Luft von Nord nach Süd; am Startplatz treffen wir aber glücklicher Weise thermisch generierten Hangaufwind an. Als die ersten Piloten Höhe machen, schwingen auch wir uns in die Luft. Beim Aufdrehen über Gipfelhöhe wird sichtbar, dass sich im Westen bereits die Wolken türmen.
Eli startet nach mir, nimmt sich aber nicht die Zeit, bis zu mir heraufzukurbeln, sondern fliegt ein Stück tiefer nach Osten ab. Vom Nassfeldriegel springen wir hinüber zum Gaugen und dann weiter über den Kreuzkofel hinweg zum Grat, der von Steinfeld im Drautal zum Stagor hinaufführt.
Weil links und rechts sowie hinter uns die Gewitterzellen aufpoppen, kehren wir hier um, obwohl der Grat verspricht, uns zum Gipfel zu tragen. Unser Rückflug zum Campingplatz wird begleitet von Blitz und Donner über der Kreuzeckgruppe.
Wir sehen zu, dass wir auf den Boden kommen. Bei unserer Landung steht der Talwind auf Nordwest. Das ist ungewöhnlich; aber es treten keine Schwierigkeiten auf.
Wir sind uns einig: Es gibt andernorts bessere Restaurationsmöglichkeiten als auf dem Campingplatz. Also packen wir zügig unsere Flugzeuge ein und fahren gen Spittal. Eli kennt ein nettes Restaurant, das ein paar Kilometer östlich von Greifenburg an der Bundesstraße gelegen ist.
Aber kaum, dass wir unterwegs sind, bricht die Hölle los. Um uns herum Blitz, Donner und Hagelschlag in so massiver Weise, dass die Autos Schutz suchend am Straßenrand halten. Im Schritttempo tasten wir uns auf der Bundesstraße vorwärts, bis wir zur Einfahrt zum Restaurant gelangen. Ich lasse Eli an der Treppe zum Lokal aussteigen, parke den Wagen und sprinte durch den Wolkenbruch ins Trockene. Es zeigt sich, dass sich die Aktion gelohnt hat. Die bestellten Gerichte sind von reichlichem Umfang und schmecken prima.
Eli schlägt mir vor, ein zweites Mal im Haus Eichholzer in Kuchl zu übernachten. Ich willige unter der Bedingung ein, dass ich Eli, Heli und seine Tochter zum Abendessen einladen darf.
Heli wünscht sich eine Einkehr im Berggasthof Bachrain. Die Aussicht dort oben ist fantastisch - nur das Abendessen ist bereits von den Hausgästen aufgefuttert. Aber der Wirt will uns nicht hungrig zurückfahren lassen; er zaubert für jeden eine Kaspressknödel-Suppe und nach einem gemischten Salat vom Bufett ein großes Stück Kuchen herbei.

