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X-Alps Safari 2023 • 08. bis 12. August

10.08. Von Corvara nach Levico Terme





Donnerstag, 10.08.2023 - Zur Not mit dem Taxi

Wir berieten gestern Abend noch mit Daniel, wie es weiter gehen könnte. Als wir ihm unsere Idee vortrugen, vom Vallon aus ins Fassatal zu fliegen und dort so weit wie möglich Richtung Trient vorzudringen, machte er aus seiner Skepsis keinen Hehl. „Das Wetter wird morgen nicht besser sein wie heute und wieder ziemlich windig“, gab er zu bedenken, „aber ich habe mir für morgen frei genommen und komme ein Stück mit. Dann kann ich einen neuen C-Klasse-2-Leiner testen."

Wir treffen uns am Landeplatz. Tandempilot Alex von „Airforce Alta Badia“ und Bergführerin Karin sind zufällig auch vor Ort. Alex führt uns seinen zahmen Raben vor. Vom Fliegen hält Alex heute nicht viel. Das ist eine Warnung. Alex gehört zu den versiertesten Tandem-Piloten, die ich kenne.

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Auf dem Landeplatz in Corvara

Bald ist auch Daniel mit dem neuen Zwei-Leiner zur Stelle. Wie bei allen bisherigen Entscheidungen sagen wir: „Wir fahren rauf, schauen uns das Ganze kritisch an und, wenn es nicht ratsam ist zu fliegen, fahren oder wandern wir wieder runter.“

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Im Sessellift „Vallon“: Daniel ...
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... und Eli

Der Startplatz auf dem Plateau Vallon (2550 msl) an der Ostflanke des Piz Boé ist immer wieder ein Erlebnis. Der Flugclub hat nobler Weise das Geröll mit Kunstrasen ausgelegt. Das schont die Schirme und hält sie auch im ausgelegten Zustand gut fest. Die Startplätze am Babadağ wurden in den letzten Jahren gepflastert. Das sieht gut aus, ist aber relativ unpraktisch, weil ausgelegte Schirme schon bei wenig Wind zu schweben beginnen und abrutschen.

Daniel geht als erster in die Luft, um die Lage zu prüfen. Kurz bevor ich starte, kommt sein Telefonanruf herein: „Es ist sehr turbulent. Ich fliege zurück zum Landeplatz!“

Ich erkläre Eli, dass wir es vermutlich nicht über das Pordoi-Joch hinweg schaffen werden. Oft habe ich schon bei früheren Sella-Umrundungen kämpfen müssen, um über den Pass hinwegzukommen. Er befindet sich bei eine Nordwestlage im Lee vom Pordoi-Turm und ist durch die Seilbahn verspannt. Solange die Pordoi-Spitze mit genügend Höhe überflogen werden kann, ist die Route kein Problem, aber weiter unten ist es schwierig.

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Startplatz „Vallon“ (Daniel in der Luft)
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Google Maps mit Vallon, Denkmal, Pordoi und Belvedere

Der Start gelingt gut. Ich weiß, dass mich hier an der Ost-Seite der Sella das mehr als 3000 Meter hohe Gebirge bis zu einer gewissen Flughöhe vom überregionalen Wind abschirmt. Vorsichtig taste ich mich im Sinkflug nach Süden vor und finde auch ein Aufwindband, in dem ich wieder bis auf Startplatzhöhe aufdrehe. Eli ist mir auf eigener Route gefolgt.

Wir fliegen „ums Eck“ herum und stehen dort in der Pordoi-Düse. Im Fahrstuhl geht es am Standortschützendenkmal senkrecht nach unten. Naja, ich habe es ja auch nicht anders erwartet. Bei der Landung fliege ich mit rund 5 km/h rückwärts. Dummerweise trete ich in ein Loch und verbastele das Herunterholen des Schirms mit den C-Leinen. Er zieht mich auf den Rücken, und ich habe alle Hände voll zu tun, ihn zu bändigen. Glücklicherweise ist um mich herum nur Wiese.

Über Funk versichern Eli und ich uns, dass wir heil gelandet sind. Wir packen ein und laufen auf dem Denkmalweg zur Passhöhe. Dort kehren wir zu einer kurzen Mittagspause ein.

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Im Hintergrund das Kriegerdenkmal
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Nach einer Rast am Pass ...
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... erfolgt der Aufstieg zum Belvedere

Die Pause hat doch etwas länger gedauert; deswegen steigen wir zügig zum Rücken des Belvedere auf. Auf ihm entlang marschieren wir bis zur Seilbahn, die vom Pecol zum Col dei Rossi heraufführt.

Das Gelände ist dort steil, aber der Wind kommt gut von unten herauf.

Mein Start gerät etwas hektisch, ich kann ihn aber mit flinker Reaktion kontrollieren. Ich fliege zur Seilbahn hinüber, die jetzt im Sommer nicht in Betrieb ist. Im Aufwind soarend, kann ich mich ein Weilchen halten. Nach dem zweiten Startversuch ist auch Eli in der Luft.

Wir queren über Alba hinweg Richtung Col Pelous in der Hoffnung im Konturflug im Fassatal möglichst weit nach Süden vorstoßen zu können. Aber der Plan geht nicht auf. Schon bei der Querung verlieren wir viel Höhe. Es wird ein Gleitflug, der zwischen Fontanazzo und Campestrin neben dem Radwanderweg endet. Schade!

Start vom Col dei Rossi (Belvedere)

Obwohl ein paar Minuten später gelandet, ist Eli wie immer mit dem Packen schneller fertig als ich. Sie mahnt mich zur Eile. Der Bus nach Cavalese komme in fünf Minuten.

So schnell es geht, stopfe ich meine Ausrüstung in den Packsack und jogge mit ihr zur Haltestelle an der Fassatalstraße. Aber der Bus kommt erst nach einer Dreiviertelstunde. „Da hätte ich mir mit dem Packen doch etwas mehr Zeit lassen können,“ knurre ich, „fünf Minuten, pah!“ Eli muss lachen. „Das dauert bei dir scho' a bisserl länger als bei mir. Ich wollt' nur sicher gehen, dass wir den Bus nicht verpassen.“ Zu meiner Entlastung stelle ich fest, dass ich nicht wie sie beim Packen den Schirm eingehängt lassen kann, und zu ihrer, dass der Bus laut Fahrplan tatsächlich schon nach fünf Minuten hätte kommen müssen.

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Sitzplatz ergattert
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Eli sondiert das weitere Fortkommen

Wir präzisieren unsere Vorstellungen bezüglich des morgigen Tages. Im Fassatal scheint das Wetter nicht viel besser werden zu wollen. Weiter im Süden könnte es aber funktionieren. Ein Flug von Levico Terme nach Osten Richtung Feltre wäre eine Option.

Aber die Verspätung des Busses wird uns in Cavalese den Anschluss Richtung Trient kosten. Wie sollen wir unter diesen Umständen die Stadt oder besser noch Levico Terme erreichen? Es bleibt nur das Taxi! Es ist quasi ein Notfall.

In Cavalese verlassen wir den Bus und bestellen auf der Terrasse des „Excelsior“ ein Taxi, ein Bier und einen Aperol Spritz. Nach einer Viertelstunde steht das Taxi vor uns. Der smarte Fahrer versteht sein Handwerk, für andere Autofahrer hat er allerdings nur Verachtung übrig. Geschmeidig geht es durch verwinkelte Alpentäler unter Umgehung von Trient direkt zum Hotel Liberty in Levico Terme. Übernachtung mit Frühstück sowie ein pizzafreies Abendmenü im Hotelrestaurant während der Autofahrt gebucht. Online-Buchungsportale machen's möglich.

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Screenshot aus Google Earth: Elis TrackMein Track

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