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X-Alps Safari 2023 • 08. bis 12. August

09.08. Von Sillian nach Corvara





Mittwoch, 09.08.2023 - Hike & Fly im Gadertal

Morgen-Briefing beim Frühstück. „Wir haben gestern schon teilweise in der Luft gestanden, heute fliegen wir spätestens ab Mittag rückwärts, wenn wir weiter im Pustertal nach Westen wollen“, eröffnet Eli die Diskussion. Ich hatte auch schon „Windy“ konsultiert und schlage vor zum Kronplatz zu fahren und zu versuchen, nach Corvara zu fliegen. Eli stimmt zu. Das sei auch ihre einzige Idee angesichts der Wetterlage. Aber es könne gut sein, dass wir nicht werden starten können. „Dann gehen wir vom Kronplatz aus wandern", sage ich, „geben wir dem Berg 'ne Chance!“

Also fahren wir mit der Pustertal-Bahn nach Bruneck und dort vom Hauptbahnhof zur Talstation der Seilbahn in Reischach mit dem Ortsbus. Ich mag den Kronplatz. Von ihm aus habe ich schon schöne Streckenflüge unternommen.

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Am Bahnhof Sillian
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Am Bahnhof Bruneck

Überraschenderweise erscheinen auf dem Gipfel des Berges die Wetterbedingungen nicht „unfliegbar“. Wir stimmen in der Einschätzung überein, dass es höchstens schlechter werden wird. Also machen wir uns zügig startklar.

Start am Kronplatz
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Querung vom Piz da Perez zum Col d'Ancona (links: Piz de Corn)

Wir kommen beide gut in die Luft. An den Westhängen des Piz da Perez versuchen wir im Konturflug etwas an Höhe zu gewinnen. Tatsächlich kommen dabei aber nur ein paar Nullschieber heraus. Bevor wir zu viel Höhe verbasteln, queren wir, Eli vorne weg, über St. Vigil hinweg zum Col d'Ancona. Leider schaffen wir es auch nicht, am Nordwesthang des Piz de Corn aufzusoaren. Glücklicherweise sehen wir rechtzeitig den Draht einer Materialseilbahn und entschließen uns daher, auf der Skipiste knapp unterhalb des Urlaubsbauernhofes „Soleseid“ einzulanden.

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Am Urlaubshof „Soleseid“
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Einpacken und weiter ...

Es sind nur 50 Meter bis zum zum Hof, aber mit gerafftem Schirm im tiefen Gras auf einer steilen Piste erzeugt jeder Meter einen Keucher. Am Hof packen wir flugs zusammen und marschieren einen Wanderweg zur Wasserscheide hinauf. Auf der anderen Seite des Bergrückens führt eine Piste ins Gadertal bei Pikolein. Das Gelände ist einladend, nur sind wir hier im Lee des Col d'Ancona. Da wir keine Wahl haben und der Wind im Schutz des Berges relativ schwach weht, legen wir oberhalb eines quer zum Hang verlaufenden Weges aus, um einen guten Anlauf zu haben.

Aufstieg zur Wasserscheide
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Piste nach Pikolein

Ich starte zuerst, fliege aus dem Lee heraus an den Westhängen des Gadertals entlang auf der Suche nach einem Landeplatz in der Nähe der Gadertalstraße. Beim Weiler Pastrogn kurz vor Pederoa gibt es einen Flecken, der geeignet erscheint. Ich lande auf dem Feldweg ein paar Meter oberhalb der Hauptstraße.

Eli hat zunächst am Startplatz abgewartet, ob ich wegen fehlender Landemöglichkeiten wieder zurück nach Pikolein fliege. Ich komme nicht. Also hänge ich entweder in einem Baum oder habe etwas besseres gefunden, so ihre Überlegung. Nach einer Weile schwebt sie auch ein, während ich meinen Schirm zusammenpacke. Das dauert übrigens etwas länger, weil ausgerechnet, als ich den Schirm über den Feldweg ausgebreitet zusammenfalte, das einzige Auto des Tages nach Pastrogn passieren will.

Landung im Gadertal bei Pederoa

Das Glück ist uns hold. Gerade da, wo der Feldweg in die Gadertalstraße einmündet, befindet sich eine Haltestelle der Buslinie Bruneck - Corvara. Nach wenigen Warteminuten sitzen wir im Bus. Ich schaue nachdenklich aus dem Fenster. Es gibt im Gadertal tatsächlich nur wenige Flecken, die sich für eine Landung eignen.

Während uns der Bus durch Alta Badia schaukelt, diskutieren wir unsere Optionen. Ich rufe meinen Freund Daniel Mussner in Corvara an. Daniel ist passionierte Gleitschirmpilot im Flugclub „Airforce Alta Badia“ und kennt die Dolomiten wie seine Westentasche. Ich frage ihn, ob es bei den aktuellen Wetterbedingungen vom Piz La Ila nach Corvara zu schaffen sei. Er antwortet sehr vorsichtig. Er wisse nicht, wie stark der Wind oben am Piz ist, aber ein Start nach Norden auf der Gran Risa sei wahrscheinlich nicht gut möglich, weil der Wind vom Grödnerjoch herunterblase. Es bliebe also nur ein Klippenstart vom Weststartplatz, von dem schon lange keiner mehr geflogen sei.

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An der Bushaltestelle im Gadertal
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Stopp in La Villa

Eli und ich buchen eine Unterkunft in Corvara, steigen aber in La Villa aus dem Bus und machen auf der Sonnenterrasse des Hotels „Ladinia“ eine Erfrischungspause. Ich kenne den Weststartplatz des Piz La Ila. Er ist eine Herausforderung, aber, wenn der Wind gut ansteht, für einen geübten Piloten nutzbar. Wir fahren mit der Seilbahn auf den Berg.

Sprung von der Kante
Sturmvogel Eli

Bedenkliche Windstille. Nicht ganz. Ein seitlicher Hauch von Nord. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Wir zählen die Anlaufschritte. Es sind maximal fünfzehn. Es könnte gehen. Vollgas und kurz vor der Kante entscheiden. Ich lege etwas kürzer neben dem Bänkli aus, um den Windhauch mehr seitlich und nicht schräg von hinten zu bekommen.

Start ... fünf Schritte ... stopp! Der Schirm kommt nicht hoch. Eli meint, ich solle doch besser weiter nördlich auslegen, um den Anlauf zu verlängern. Und den Start direkt vom Achterliek des Schirms aus beginnen, um voll in den Zug hineinzulaufen.

Jetzt klappt's. Vor der Kante verzögere ich etwas, damit der Schirm mich einholt, und dann Absprung. Der Flug vom Piz La Ila bis zum Col Alt verläuft problemlos. Kaum Höhenverlust. Immer wieder Heber. Also wird es zum Landeplatz ausgehen. Es drückt also nicht nur westlich vom Grödnerjoch herunter, sondern auch nördlich vom Gadertal herein. Das ergibt eine turbulente Konvergenz über Corvara. Es ist die Situation vor der die Locals warnen. Dann wehen die Windfahnen vom Col Alt und dem Crep de Mont aufeinander zu.

Ruhe bewahren. Eine gute Entscheidung treffen. Ich fliege im bockigen Steigen Richtung Colfosco. Als ich den Col Pradat zu meiner Rechten habe, stehe ich im Westwind und es geht relativ ruhig nach unten. Ich fliege im Bogen zur Talstation der Seilbahn, um von dort so tief wie möglich auf den Landeplatz hereinzukratzen. Ich lande sicher, während sich die Windfahne auf dem Landeplatz einmal um die eigene Achse dreht.

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Landung in Corvara

Ich funke meine Erfahrungen zu Eli hinauf, die noch 300 Meter über mir durchgeschaukelt wird. Sie antwortet mit ein paar Wing-Over und landet ebenfalls sicher auf dem Platz.

Wir sind glücklich. Es war ein starker „X-Alps-Tag“. Und Eli ist voller Anerkennung bezüglich meiner Performance. Da kommt dann doch ein bisschen Stolz auf. Um zu feiern, laufen wir mit unserm Gepäck zum „Garni Rätia“, dem Haus der Mussners hinüber. Im Rätia kommt jährlich die Dolomiten-Flugreise der Flugschule Aufwind unter.

Daniel ist zwar „auf Achse“, aber sein Bruder Diego und dessen Frau Kate, die das Rätia bewirtschaften, empfangen uns auf das Herzlichste. Selbst dass ich den von ihnen ausgegebene Radler im Überschwang umschmeiße, kann ihre Freude nicht trüben. Ich bekomme ein neues Radler und Eli einen „Aperol Spritz“. Sie liebt das Getränk. Wir müssen von unserem Abenteuer und unseren weiteren Plänen berichten. Kate und Diego hingegen erzählen, wie sie beim X-Alps-Wettbewerb mitgefiebert haben.

Abendessen gibt es im Dorf weiter oben im Albergo und Ristorante „Alisander“. Eine wirklich gute Empfehlung von Kate und Diego. Wie schon gesagt, es muss ja nicht immer Pizza sein.

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Happy Petrels
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Screenshot aus Google Earth: Elis TrackMein Track

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