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X-Alps Safari 2023 • 08. bis 12. August

08.08. Von Greifenburg nach Sillian





Dienstag, 08.08.2023 - Aufi geht's

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Am Hauptstartplatz der Emberger Alm

„Wenn wir den Zehn-Uhr-Bus kriegen wollen, sollten wir sicherheitshalber um halb acht starten", meinte Eli gestern Abend. Stimmt. Für die Autofahrt von der Ramsau nach Greifenburg ist eine Fahrtzeit von gut anderthalb Stunden einzukalkulieren. Um halb acht stehe ich mit meinem vollgetankten Auto vor ihrer Haustür. Bei einem kurzen Stopp am Supermarkt holen wir noch ein Packerl Reiseproviant und dann geht's los.

Um viertel nach neun sind wir auf dem Campingplatz von Greifenburg. Der Spiegel im Waschraum zeigt mir, dass mein Gesicht doppelt so zerknittert ist wie sonst, ein Abbild meines grollenden Magens, der auch zum Frühstück nur Tee haben durfte. Mein Inneres macht mir mehr Sorgen als das Wetter. Es ist zwar windig, aber wenigstens sonnig.

Die Sonne hat viele Paragleiter aus ihren Löchern hervorgelockt. Beide Alm-Busse, die an der Haltestelle am Campingplatz einlaufen, füllen sich mit schwatzenden Gleitschirm-Piloten. Eine gute halbe Stunde später sind wir am Hauptstartplatz der Emberger Alm. „Bleiben oder zum oberen Startplatz hinauflaufen?“, ist die Frage. Wir entscheiden uns fürs Wandern. Wozu sonst hätte ich mir extra Stöcke zugelegt! Kleiner Scherz. Grund für die Entscheidung sind die Schwierigkeiten, die wir vor zwei Jahren nach dem Start vom Hauptstartplatz bei der Thermiksuche hatten.

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Aufstieg zum ...
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... oberen Startplatz
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Aber wie man's macht, macht man's falsch. Der Wind kommt am oberen Startplatz nordwestlich schräg von hinten und schralt nur ab und zu bei Ablösungen auf südliche Richtungen. Wir treffen zwei Sportfreunde, die ebenfalls verdrossen die Lippen in die Breite ziehen. Aber sie freuen sich gewaltig über die Begegnung mit der X-Alps-Pilotin. Ich darf auch mit aufs Selfie.

Wir beobachten die Dinge mehr als eine Stunde lang, aber die Bedingungen ändern sich kaum. „Kann sein, dass wir einen Fehler gemacht haben", meint Eli, „Willst du es versuchen oder sollen wir wieder runter gehen?“ „Probieren geht über studieren!“, ist meine Antwort. Also machen wir uns startklar.

Beim Aufziehen meines Schirms bin ich nach dem dritten Abbruch ziemlich angefressen. „Wenn's gleich wieder nicht klappt, laufen wir wieder runten!“, schimpfe ich. Geduldig helfen unsere Freunde zum dritten Mal beim Auslegen des Schirms.

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Oberer Startplatz der Emberger Alm

Und dann bin ich in der wabernden Luft. Im Geradeausflug geht es zackig rauf und ebenso zackig wieder runter, immer auf die Bäume am unteren Rand der Alm zu, die normalerweise kein Hindernis bilden. Ich flutsche durch eine Lücke zwischen zwei Wipfeln und höre Elis Stimme auf dem Funk: „I komm glei aa!“

Westlich vom Hauptstartplatz springt die Hanglinie deutlich in den Berg zurück. Dort kurbeln wir mit Geduld und Spucke bis zum Gipfel des „Nassfeldriegel“ hinauf und fliegen dann ab nach Westen.

Der erste Flugabschnitt bis Oberdrauburg gelingt besser als erwartet, aber an der allseits bekannten Stromleitung bin ich nicht geduldig genug. Und ich mache einen Denkfehler. Weil ich vermute, dass hinter der Kante der Westwind helfen müsste, hüpfe ich über sie hinweg. Aber damit bin ich in ihrem Lee, weil ich nach der langen Gleitpassage in den Talwind abgesunken bin, der von Ost nach West bläst.

Holterdipolter geht es nun durch die Drautaler Waschküche Richtung Lienz. Eli segelt gemütlich einige hundert Meter höher über die Gipfel neben mir her. Ich habe kaum noch Luft unterm Gurtzeug, als ich an den Bergrücken gespült werde, der zum Zettersfeld hinaufführt. Aber das Vario beginnt zu piepen, und ich drehe ein. „Durchhalten!“, ruft mir Eli über Funk zu und kreist ebenfalls in die Thermik ein. Gemeinsam kurbeln wir bis an die Wolkenbasis auf 2.900 msl hinauf und queren das Tal von Lienz. Über dem Tal gesellt sich eine Zeit lang ein Adler zu mir, fliegt schräg vor mir her und schaut mehrfach neugierig herüber. Ich muss innerlich lachen. Cum Aquila Volantes!

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Screenshot aus Google Earth: Elis TrackMein Track

Dann mache ich den zweiten Fehler des Tages. Obwohl ich im Rauschen des Fahrtwindes Elis Funkspruch nicht verstehe, achte ich nicht auf Ihre Flugrichtung. So fliege ich am Prallhang des Hochsteins vorbei, während sie an ihm wieder locker zur Basis hinaufkurbelt. Es scheint mein Schicksal zu sein, mich mühsam durch das Hochpustertal hindurcharbeiten zu müssen. Irgendwann sind wir wieder zusammen. Aber gut vorwärts kommen wir nicht mehr. Der entgegenblasende Pustertalwind und die gleichlaufende Höhenströmung drücken die Geschwindigkeit über Grund in den einstelligen Bereich, manchmal sogar bis auf null hinunter, obwohl wir das Gaspedal bis zum Anschlag „Rolle auf Rolle“ durchtreten.

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Hochpustertal am Tassenbach-Speicher kurz vor Sillian

Als Sillian in Sicht kommt, funke ich Eli zu: „Ich mag nicht mehr, ich bin durch!“ Also landen wir gegen halb sechs Uhr nach viereinhalb Flugstunden und knapp 65 OLC-Kilometern. Eli schafft es bis zum Sillianer Landeplatz, ich biege sicherheitshalber kurz vorher über Heinfels auf eine abgemähte Wiese ab. Dort kreiselt der Besitzer gerade sein Heu. „Das ist hier nicht der Landeplatz!“, ruft er mir zu, „der ist weiter drüben!“ Ich bitte um Entschuldigung und berichte, dass ich von Greifenburg herüber geflogen und die Landung eine Sicherheitsmaßnahme sei. „Ich zahle gern eine Landegebühr“, füge ich hinzu. Jetzt lacht er und winkt ab. „Vor einiger Zeit schien es sich einzubürgen, dass die Leute immer auf meiner Wiese landen“, erklärt er seine anfängliche Unfreundlichkeit, „da habe ich irgendwann gesagt, das geht nicht mehr!“ Das verstehe ich gut. Immerhin ist der Landeplatz von den lokalen Flugbergen aus gut zu erreichen.

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Screenshot aus Google Earth: Elis TrackMein Track

Während ich einpacke, fragt Eli per Funk nach meinem Standort. Als ich meinen Rucksack schließe, steht sie neben mir. Wir befragen unsere Handys nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Das Hotel „Bergland“ kann uns unterbringen. So weit, so gut. Aber Abendessen gebe es nur außerhäusig, eröffnet die Wirtin. Ihrer Empfehlung folgend, stapfen wir zum „Sillianer Wirt“. Dort ergattern wir zwei Plätze an einem Tisch im Garten. Die Karte erhalten wir nach einer halben Stunde erst auf Nachfrage. Das Restaurant ist überfüllt, der Kellner völlig überfordert. Nach einer weiteren halben Stunde geben wir auf und laufen zurück zur Pizzeria „Petrus“. „Zur Abwechslung einmal keine Pizza!“, kommentiert Eli die Wahl eines Schnitzels. Ich beschränke mich auf ein dünnes Süppchen ...

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